Krama Yoga – Yoga bei medizinischen Kontraidikationen

Was ist Krama Yoga? – Yoga Guide Interview mit Natasa

Yoga Guide Interview mit der Wiener Ashtanga-Yogalehrerin Natasa Cvetkovic, die Vinyasa Krama Yoga im Krishnamacharya Yoga Mandiram erlernte und in der Tradition von Sri K. Patthabi Jois und seinem Sohn Manju Patthabi Jois unterrichtet

Hinter Krama Yoga verbirgt sich etwas anderes als nur ein weiterer Stil in der bunten Palette der verschiedenen Yogastile. Eher verhält es sich umgekehrt, denn alle derzeit bekannten Richtungen der Yogatherapie leiten sich von Krama Yoga ab.

Wörtlich bedeutet Krama Yoga die „Lehre von dem, was für den Einzelnen angemessen ist“ und beruht weitgehend auf dem Vini-Yoga in der Tradition von Sri Tirumalai Krishnamacharya. Das zentrale Wesensmerkmal besteht im Eingehen auf die individuellen Möglichkeiten sowie auf die körperlichen und emotionalen Bedürfnisse des Yogaschülers.

Was ist Krama Yoga? Interview mit der Wiener Ashtanga-Yogalehrerin Natasa Cvetkovic, die Vinyasa Krama Yoga im Krishnamacharya Yoga Mandiram erlernte und in der Trad. von Sri K. Patthabi Jois und seinem Sohn Manju Patthabi Jois (Foto) unterrichtet.

Auf der Suche nach der richtigen Asana-Reihenfolge
Yoga Guide fragt nach bei der Wiener Ashtanga-Yogalehrerin Natasa Cvetkovic. Sie lernte Vinyasa Krama Yoga im Krishnamacharya Yoga Mandiram und unterrichtet in der Tradition von Sri K. Patthabi Jois und seinem Sohn Manju Patthabi Jois.

Yoga Guide: Wie würdest Du Vinyasa-Krama Yoga beschreiben?
Natasa Cvetkovic: In Sanskrit bedeutet das Prinzip des Vinyasa Krama Yoga „Synchronisation von Atmung und Bewegung beim schrittweisen Aufbau der Yogaübungen.“ Vinyasa Krama ist eine systematische Methode, um zu studieren, zu üben und, letztlich, um selbst Yoga zu lehren. Der Stil als solcher wurde wesentlich von Sri T. Krishnamacharya geprägt. Das Wegweisende an seinem Beitrag liegt in einem individuellen Ansatz, der eine Anpassung der verschiedenen Yogawerkzeuge betont und damit den wandelnden Bedürfnissen des einzelnen Praktizierenden entspricht. Dazu hat er die Übungen, die auf den alten Lehren des Yoga und der traditionellen indischen Philosophie beruhen, an unsere modernen, „westlichen“ Anforderungen adaptiert. Das Resultat ist eine sehr effektive Yogapraxis.

Was kann man sich als Yogaübende unter Vinyasa Krama vorstellen?
NC: Alle Übungen haben ein bestimmtes Ziel, das in mehreren Schritten angestrebt wird. Das Ziel kann zum Beispiel sein, eine Verletzung zu bewältigen oder eine fortgeschrittene Asana (Körperhaltung) zu meistern. „Wenn ich Vinyasa Krama in meine Sequenzen einbaue, geht der Weg von einfachen zu komplexen Yogapositionen, ich bereite den Körper vor, um mich nach und nach in fortgeschrittenen bzw. komplexen Asanas zu bewegen“. Wichtige Bestandteile dabei sind die spezielle Ujjayi-Atmung (auch glorreiche Atmung genannt), die parallel mit dem Halten von Bandhas (Verschlüssen) geübt wird. Atemübungen (pranayama) sind ebenfalls wesentlicher Bestandteil von Krama Yoga.

Und welche Bedeutung hat Krama Yoga für das Ashtanga Yoga, das du unterrichtest?
NC: Das hängt mit meinen Lehrern, Sri K. Patthabi Jois (1915-2009) und seinem Sohn Manju Patthabi Jois, zusammen. Sri K. Patthabi Jois hat den Übungsstil des Krama Yoga in das traditionelle Ashtanga Vinyasa Yoga integriert. Die Ashtanga-Serien hat er dann in Einzelschritten unterrichtet, so, wie er es in seinen frühen Jahren von Sri T. Krishnamacharya (1888-1989) noch selbst gelernt hatte.
Manju Patthabi Jois integriert heute Atemübungen und Variationen der Stellungen der Serien, sowie Chanting und Ayurveda – die in den 70er Jahren entstandene Trennung der Serien wird entschärft.

Welche Vorteile haben Yogaübende mit Vinyasa Krama Yoga?
NC: Der spezifische Stil der Sequenzierung von Haltungen im Vinyasa Krama Yoga führt dazu, dass sich die Praktizierenden mit der natürlichen Dynamik zwischen der Atmung und der entsprechenden Bewegung der Wirbelsäule bewegen, und zwar nahtlos, von einer Haltung zur nächsten – der Unterricht ist sehr individuell.
Der Aufbau ist logisch und folgt zu jedem Zeitpunkt der Entwicklungsstufe des Übenden – somit ist Krama Yoga für alle Niveaus und Altersstufen geeignet.
Der Positionswechsel erfolgt langsamer (mehrere Atemzüge) als in den Ashtanga-Serien und wird an die gesundheitlichen Bedürfnisse des Lernenden angepasst. Ein weiteres Merkmal in der Tradition von Krishnamacharya ist das Einbinden von philosophischen Konzepten, des Yogasutra in den Rahmen der praktischen Yogainstrumente.

Was ist noch eine wichtige Information zu Krama Yoga?
NC: »Yoga Makaranda« (in Mysore/India geschrieben) war Sri T. Krishnamacharyas erstes Buch über Yoga, das bereits 1934 veröffentlicht wurde. Es war eines der ganz wenigen Bücher zum Thema Yoga in dieser Zeit und auch das erste, das die Praxis der Asanas in einer sequentiellen Weise (Vinyasa-Krama) darstellt.

Vielen Dank für das sehr interessante Interview!

Ashtanga Yoga Mankaranda

Poster mit Sri T. Krishnamacharya und der Ashtanga Primary Serie in alten Ansichten. Die Ashtanga Serien entspringen dem Krama-Prinzip (Anreihung) durch Hinzufügen von Vinyasa – auch Bandha und Ujjayi – entfalten die Positionen ihre volle Wirkung. Krishnamacharya bezeichnete es im Buch »Yoga Makaranda« als „Honig“.

 

Über Natasa Cvetkovic
Natasa Cvetkovic ist autorisierte Ashtanga-Yogalehrerin in der Tradition von K. Patthabi Jois, zertifizierte Krama-Yogalehrerin in der Tradition von Sri T. Krishnamacharya und verfügt über eine Vielzahl weiterer einschlägiger Ausbildungen (wie klassischer und zeitgenössischer Tanz, Feldenkrais, Spiraldynamik, Alexandra Technique).
www.ashtangaworld.net

Erklärung der Sanskritbegriffe
Vinyasa = das Prinzip der Synchronisation von Bewegung mit Ein- und Ausatmung (Vinyasa heißt wörtlich „Anordnung)
Krama = wird wörtlich mit Kette/Reihenfolge/ Schritte oder Stufen übersetzt
Yogasutra = sind Aphorismen, die von Patanjali, einem indischen Gelehrten, in seinem Lehrbuch des klassischen Yogasystems in 195 Sanskritversen begründet wurden.

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